Die Macht der Worte

Wir tun es täglich, unbewusst, bewusst; mit klarer Zielsetzung oder unkoordiniert: Sprechen. Vielleicht nehmen wir es weil, wir es auch im Alltag anwenden, kaum als medizinisches Instrument war. Dabei kann Sprache so einschneidend sein wie ein Skalpell. 

Sprache ist die Grundlage für unsere Interaktionen mit Kolleg:innen und Patient:innen. Sie ist essentiel um zu verstehen, zu lernen, zu planen und zu vermitteln. 

Im klinischen Alltag ist effektive Kommunikation daher unabdingbar um gute Medizin zu machen. Wie sonst sollen Patient:innen verstehen was von ihnen erwartet wird und Fachabteilungen gut zusammenarbeiten. 

Der Psychologe F. Schultz von Thun (https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat) hat Kommunikation zwischen Sender:in und Empfänger:in als Quadrat beschrieben. Jede Sprachnachricht hat dabei vier Botschaften: 

-       Sachebene: Ich informiere über mich 

-       Selbstkundgabe: Ich gebe etwas über mich Preis

-       Beziehungsebene: Ich setzte mich in einer Beziehung zu meinem Gesprächspartner 

-       Ein Appell 

Nicht alle dieser Botschaften formuliert der/die Sender:in bewusst. Bei der/die Empfänger:in kommen jedoch auch die vier Botschaften an. Dies kann dazu führen, dass der/die Empfänger:in die Botschaften in einer anderen Gewichtung hört, als es die Intention der/die Sender:in war – und schon ist ein Missverständnis dar, dass es erstmal aufzuklären gilt. 

Ein kleines Beispiel: Chirugin: „Naht! Der Patient kann aufwachen“. Anästhesist: „Ich bin ja schon dabei! Schneller geht es halt nicht!“.

Wir gestehen der Chirurgin in diesem Szenario mal zu, dass sie eine freundliche Person ist. Ihre Aussage hatte in ihren Augen lediglich eine „Sachebene“: „Naht“ und ein Appell an den Anästhesist: „Der Patient kann aufwachen“. 

Der Anästhesist hat aber wohl vor allem die Beziehungsebene gehört, und die Körpersprache oder den Tonfall als drängend wahrgenommen. Hätte er auch die Sachebene gehört, wäre die Antwort eventuell gewesen: „Ich lasse den Patienten aufwachen“. 

Vielleicht denken wir daran, wenn das nächste Mal jemand unerwartet auf eine Aussage von uns reagiert und Nutzen die vier Ebenen als Macht eines unserer wichtigsten Werkzeuge gut einzusetzen...