Mit Achtsamkeit zur besseren Leistung beim Lernen im Medizinstudium

Menschen meditieren aus allen möglichen Gründen. Manche tun es aus spirituellen Gründen, andere, um Stress abzubauen, und wieder andere, um ihre geistige Gesundheit zu erhalten. Meditation ist eine breit gefächerte Praxis mit vielen unterschiedlichen Wirkungen, daher ist es nur logisch, dass die Motivationen der Menschen entsprechend vielfältig sind. Aber es gibt mehr Gründe zu meditieren, als sich einfach nur entspannt zu fühlen oder spirituelle Ziele zu erreichen - ein weiterer Grund ist, ein besser für’s Medizinstudium lernen zu können.

Meditation und Lernen

Beginnen wir mit einer kurzen Definition. Im Grunde genommen geht es darum, Aufmerksamkeit neu zu trainieren. Meditation kann viele Formen annehmen. Das, was in der westlichen Wissenschaft am Meisten untersucht wurde ist die Achtsamkeitsmeditation, bei der die Meditierenden ihre Aufmerksamkeit auf eine Erfahrung im gegenwärtigen Moment richtet, ohne zu werten, was sie wahr nehmen. Üblicherweise wird dabei der Fokus auf den Atem gelegt. Es gibt auch andere Formen der Meditation, wie z.B. die in der buddhistischen Praxis verbreitete Meditation der liebenden Güte, bei der sich die Meditierenden darauf konzentrieren, Mitgefühl für alle Wesen zu entwickeln.

Einer der bekanntesten Vorteile der Achtsamkeitsmeditation liegt in ihrer Fähigkeit, Stress zu reduzieren. Das funktioniert sogar bei Personen, die unter Angstzuständen oder anderen psychischen Störungen leiden. Stress wiederum spielt eine starke Rolle beim Lernen. Einerseits kann ein hohes Maß an Stress dazu führen, dass wir ein übermäßig starkes Gedächtnis haben, wie es bei der Posttraumatischen Belastungsstörung der Fall ist. Andererseits hemmt chronischer Stress das Wachstum der Neuronen im Hippocampus, wodurch die Bildung neuer Erinnerungen erschwert wird. Auch akuter Stress macht es uns schwerer, bereits gebildete Erinnerungen abzurufen. Indem wir Achtsamkeitsmeditation praktizieren, können wir die Auswirkungen von Stress auf unsere Fähigkeit, Erinnerungen zu bilden und abzurufen, reduzieren.

Meditation scheint dein Gehirn auch vor den negativen Auswirkungen des Multitaskings zu schützen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Multitasking deine Fähigkeit zu lernen beeinträchtigt. Im Übrigens gibt es kein Multitasking im eigentlichen Sinne. Da findet nichts parallel statt, sondern wir schalten schnell unsere Aufmerksamkeit von einem Thema zum Anderen. Und dabei sinkt de facto unsere Leistungsfähigkeit, denn wir brauchen immer etwas Zeit, um wieder voll im Anderen Thema anzukommen. Das mag subjektiv nicht so wirken, ist aber so. Wenn du allerdings vorher 10 Minuten lang Achtsamkeit gebt hast, dich auf deinen Atem konzentriertest, dann wirst du merken, wie deine Gedanken abschweifen und schneller wieder zu deiner Konzentration zurück finden.

Achtsamkeit kann dich nicht nur vor den negativen Auswirkungen des Multitaskings und von Stress bewahren, sondern es stärkt auch dein Arbeitsgedächtnis. Denn offenbar hilft es auch dabei, mit produktiver Interferenz besser umzugehen. Diese tritt auf, wenn ältere Erinnerungen im Gehirn neue Gedächtnisinhalte beeinflussen. Dadurch, dass du stärker im jetzt präsent wirst, kannst du jene Informationen besser priorisieren, dass jetzt für dich relevant sind.

Wie kann ich mit dem Meditieren beginnen?

Das Schöne an der Meditation ist, dass man eigentlich nichts dafür braucht - nur einen ruhigen Ort und vielleicht einen Stuhl. Du musst dich keiner Religion oder Philosophie verschreiben, um zu meditieren und von den Vorteilen zu profitieren. Es gibt viele coole Apps und YouTube-Videos, die du dir mal anschauen kannst. Und du findest viele schöne Bücher zum Thema.

Aber du kannst es auch einfach so mal ausprobieren:

  1. Setze dich auf einen bequemen Stuhl. Du kannst sitzen, wie du möchtest, aber es ist wahrscheinlich am besten, die Hände im Schoß zu halten und mit einer aufrechten Körperhaltung zu sitzen.

  2. Stelle dir einen Zehn-Minuten-Timer auf deinem Handy ein.

  3. Schließen deine Augen.

  4. Achten auf deinen Atem (es hilft, jeden Atemzug zu zählen und sich wirklich darauf zu konzentrieren, die Atembewegungen bewusst wahr zu nehmen).

  5. Wenn deine Gedanken vom Atem abschweifen (das werden sie), ärgere dich nicht über dich selbst. Statt dessen solltest du dich darüber freuen, dass es dir aufgefallen ist. Nimm zur Kenntnis, welcher Gedanke dich abgelenkt hat, und bringe deine Aufmerksamkeit zu deinem Atem zurück.

  6. Wiederhole die Schritte 4 und 5, bis der Timer klingelt.

Viele der Vorteile des Meditierens treten im Grunde sofort ein, auch wenn sie im Laufe des Tages verblassen werden. Wenn deine Meditationspraxis ein Teil deiner täglichen Routine wird, werden diese Vorteile persistieren. Es sind sicher gut investierte 10 Minuten, die Deine Leistung im Medizinstudium erhöhen werden.