Grenznutzen beim Lernen

In der Volkswirtschaft kennt man das “Gesetz des abnehmenden Ertrags”. Das ist ein Konzept, das auch sehr gut auf das Lernen im Medizinstudium anwendbar ist.

Stell dir vor, es ist ein brütend heißer Sommertag. Du schwitzt schon seit Stunden draußen in der Sonne, ohne etwas gegessen zu haben. Plötzlich hält ein Eiswagen an. Er hat deine Lieblingseissorte Du sprintest darauf zu, bestellst dir eine Kugel, nimmst euphorisch den ersten Bissen und kannst dich nicht erinnern, dass Eis jemals in deinem Leben so gut geschmeckt hat!

Nachdem du diese erste unglaubliche Eiskugel aufgegessen hast, bestellst du dir eine zweite. Du bist jetzt abgekühlt und nicht mehr ganz so hungrig, aber du nimmst gerne eine zweite Portion. Während du die zweite Eistüte isst, merkst du, dass sie zwar immer noch gut schmeckt, aber nicht mehr ganz so gut wie die erste.

Der Verkäufer, begeistert von deiner Freude, bietet dir eine dritte Portion kostenlos an. Du bist dir nicht sicher, ob du sie überhaupt willst, aber weil es umsonst ist, entscheidest du dich, sie auch noch zu essen. Es ist ein Kampf. Du fragst dich, ob du überhaupt alles aufessen kannst, aber irgendwie schaffst du es, alles zu verschlingen. Stell dir vor, er würde dir jetzt noch eine vierte und fünfte Runde anbieten. Irgendwann wirst du Ekel entwickeln, anfangen die Kalorien zu zählen und vielleicht nicht mal mehr weiter essen, selbst wann man dir dafür 100 Euro anbieten würde.

Was hier passiert hat, wie gesagt, einen Namen: “das Gesetz des abnehmenden Ertrags”. Es besagt, dass der inkrementelle Nutzen von etwas mit der Zeit abnimmt, je mehr man davon anhäuft. Und im Übermaß kann der inkrementelle Nutzen sogar negativ werden.

Dasselbe gilt für’s Lernen. Je mehr Stunden du damit verbringst, eine Sache zu lernen, desto weniger wirst du von jeder weiteren Stunde mitnehmen. Daher ist es gut, die Themen zu wechseln oder auch mal etwas völlig Anderes zu machen, Sport oder Spazieren zum Beispiel. Oder spiele eine Runde Asystole zwischendurch ;-).

Quintessenz: Messe deinen Lernerfolg nicht in den Stunden, die du investiert, sondern in dem Wissen, dass du anhäufst. Und achte darauf, dass du die anderen Bereiche deines Lebens nicht vernachlässigst.